Oft genug werden Classic-Enduro-Rennen auf einzelnen Sonderprüfungen entschieden.
Sie stehen stellvertretend für den Kern des traditionellen Enduro-Sports und trennen auf technischen Waldabschnitten unter dem Druck der tickenden Stoppuhr die Spreu vom Weizen. Von Felsen und Baumwurzeln bis zu Sandlöchern und zerklüftetem Terrain – Enduro-Fahrer müssen mit allem fertigwerden und sich instinktiv auf alles einstellen, was ihnen widerfahren könnte.
Josep Garcia von Red Bull KTM Factory Racing hat bewiesen, dass er zu den besten Fahrern der Welt gehört, und ist bei jeder Sonderprüfung ein Anwärter auf die Bestzeit. Mit anderen Worten: Er ist schwer zu schlagen. Für uns erklärt der Weltklassefahrer im Detail, wie man Enduro-Sonderprüfungen schneller hinter sich bringt …
Die Prüfung abgehen ist der Schlüssel zum Erfolg
Es ist wichtig, eine Sonderprüfung vorab aufmerksam abzugehen, weil es kein Training gibt, um Dinge auszuprobieren. Die einzige Möglichkeit, die Strecke kennen zulernen ist, sie zu Fuß zu begehen. Gib dabei auf die gefährlichsten und schwierigsten Stellen acht und präge dir die beste Linie über Felsen und Wurzeln ein. Wenn du die Prüfung aufmerksam abgehst, sollte das Rennen selbst reibungslos über die Bühne gehen. Wenn du eine Prüfung fährst und dabei immer noch über eine Kurve oder einen Abschnitt nachdenkst, bist du sie nicht aufmerksam genug abgegangen.
Fahre mit dem Tempo, bei dem du dich am wohlsten fühlst
Ich persönlich mag es, das ganze Rennen lang Vollgas zu geben, egal ob Enduro oder Motocross. Ich fühle mich besser dabei, immer am Limit zu fahren. Dabei kann ich mich am besten konzentrieren und bin am aufmerksamsten. Als junger Fahrer habe ich mich immer dann am schlimmsten verletzt, wenn ich nur mit 75 Prozent gefahren bin. Natürlich verhält sich das bei jedem Fahrer unterschiedlich
Fahre vorausschauend
Es ist wichtig, dein Kinn hochzuhalten und vorausschauend zu fahren, um zu sehen, was auf dich zukommt. Wenn du nur auf dein Vorderrad schaust, wirst du dorthin fahren, wo es hinzeigt. Blicke weiter voraus und du wirst ganz natürlich dorthin fahren. Wenn du im Wald unterwegs bist, fahre so lange wie möglich im Stehen. Stehe dabei immer mit beiden Füßen auf den Fußrasten – das gibt dir mehr Gleichgewicht und erlaubt dir, deine Fehler besser zu korrigieren. Vergiss aber nicht, vorausschauend zu fahren.
Josep Garcia
Kupplungskontrolle
„Ich habe während der gesamten Sonderprüfung einen Finger auf dem Kupplungshebel. Das würde ich beim Motocross nicht machen, aber beim Enduro-Sport musst du schnell auf Veränderungen des Terrains und unvorhergesehene Dinge reagieren können. Mit dem Zeigefinger auf dem Kupplungshebel kannst du das Bike besser kontrollieren.“
Josep Garcia
Sieh dich nach einer besseren Linie um
Sei dir bewusst, dass sich deine Linie von Runde zu Runde ändern wird. Seit deinem letzten Umlauf sind 300 andere Fahrer über die Strecke gebrettert und manche Kurven werden sich verändert haben, Löcher werden entstanden sein. Du musst auf die sich verändernden Linien reagieren und die schnellste finden. Das Terrain richtig zu lesen ist eine der schwierigsten Aufgaben im Enduro-Rennsport und etwas, bei dem du nur mit der Erfahrung besser wirst.
Fehler passieren
Natürlich wirst du Fehler machen – ohne geht es im Rennsport nicht. Am Anfang wird das zu Stress führen – du musst deine Ziele neu ordnen und es noch einmal probieren. Mache dir keine Gedanken darüber, was in der Vergangenheit passiert ist – du kannst es ohnehin nicht ändern
Langsamere Fahrer einholen
Im Allgemeinen werden die Fahrer nach Können eingeordnet und starten dann in Gruppen mit 30 oder 60 Sekunden Abstand, damit wir nicht zu oft auf langsamere Fahrer auflaufen. Aber bei Rennen wie dem ISDE holst du oft andere Fahrer ein – besonders am Eröffnungstag. Natürlich will man sie überholen, aber dabei ist Geduld der Schlüssel. Du solltest nichts riskieren, besonders im Staub. Ein Unfall könnte dein Rennen und das von anderen beenden.
Nie nachlassen – bis zur Ziellinie
Das ist wahrscheinlich der beste Tipp, den ich euch geben kann – lasst nicht nach, bis ihr die Ziellinie überquert habt. Ich sehe so viele Fahrer, die nur wenige Kurven vor dem Ziel langsamer werden. 10 Minuten lang haben sie alles gegeben und entspannen sich dann zu früh. So kannst du eine oder zwei Sekunden verlieren. Denk daran, dass die Stoppuhr weiter läuft, bis du die Zeitmessung durchfahren hast!
Von den Vorteilen der 350F
Der Umstieg von der KTM 250 EXC-F auf die KTM 350 EXC-F für 2020 war keine große Sache für mich. Wenn das Terrain gut ist, kann ich sie genauso aggressiv fahren wie die 250F. Ihren größten Vorteil kann sie dort ausspielen, wo das Terrain schwierig ist. Dort kann ich ihre Power im unteren Drehzahlbereich nutzen und geschmeidiger fahren – das gefällt mir.
Josep Garcia
Finde deinen Rhythmus
Wenn du einmal deinen Rhythmus gefunden hast, geht alles wie von selbst – mehr Spaß wirst du beim Fahren in deinem Leben nicht mehr haben. Aggressiv fahren und hart angreifen, aber immer noch geschmeidig und schnell sein – das ist für mich das Größte. Alles funktioniert mühelos. Du weißt, wo du angreifen, wann du bremsen und wie du jede Kurve angehen musst. Solche Tage sind die Erfüllung für jeden Enduro-Fahrer
Josep Garcia
Begegne Josep Garcia – ISDE Sieger, ehemaliger Weltmeister, WESS Enduro Weltmeisterschafts-Fahrer und herausragendes Enduro Talent – in der Heroes-Area der KTM Motohall inmitten von Mattighofen, dem Heimatort von KTM.
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